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blogbeitrag

Luftreinhaltung in der Stahlindustrie – eine anspruchsvolle Aufgabe

Luftreinhaltung in der Stahlindustrie

Emissionen von Schadstoffen in die Luft waren und sind in der Eisen- und Stahlindustrie von Anbeginn ein Thema. Seit Jahrzehnten befasst sich die Branche kontinuierlich mit der Reinhaltung der Luft – mit großem Erfolg. Deutschland zählt zu den Ländern mit den höchsten Umweltstandards weltweit und dazu hat die Stahlindustrie maßgeblich beigetragen.

Die Stahlunternehmen am Standort Deutschland und in Europa produzieren nach anspruchsvollen rechtlichen Vorgaben – mehr noch: Sie gehen vielfach sogar darüber hinaus. Als Teil einer wissensintensiven Branche arbeiten Metallurgen und Forscher daran, den Schadstoffausstoß pro Tonne Stahl deutlich zu reduzieren. Doch auch Politik und Verwaltung sind gefordert, wenn es um Normung, Umweltauflagen, Genehmigungen, Steuern und Gebühren geht.

Emissionen entstehen an verschiedenen Orten

In jedem Hütten- und Stahlwerk finden Produktionsprozesse statt, bei denen Schadstoffe in die Luft emittiert werden, so z. B. beim Transport, Handling und Lagern von Rohstoffen und Materialien aller Art. Auch bei Schmelz- oder Umformprozessen entstehen Emissionen. Vor allem Staub, Feinstaub, Schwefeldioxid und Stickoxide sind daran beteiligt. Dioxine und Schwermetalle treten in kleineren Mengen auf. CO2-Emissionen, die globale Auswirkungen haben, werden hier nicht berücksichtigt, denn sie sind normaler Bestandteil der Luft und vor allem klimarelevant.

In der Stahlindustrie entstehen Emissionen aus Schornsteinen (Punktquellen) oder aus diffusen und flüchtigen Quellen. Diese werden durch eine Vielzahl von Maßnahmen geregelt. Die Schornsteinemissionen aus der Stahlindustrie liegen im Allgemeinen weit unter den vorgeschriebenen Grenzwerten.

Demgegenüber entstammen diffuse und flüchtige Emissionen (Nicht-Punktquellen) aus einem größeren Bereich, verursacht durch Materialförderung, Lagerhaltung oder Transport (Straße). Außerdem können sie aus Dächern, Ventilen und durch Verdunstung von Lösungsmitteln austreten. Auch hier treffen die Stahlunternehmen Vorsorgemaßnahmen.

Grafik Luftreinhaltung in der Stahlindustrie

Quelle: worldsteel | Übersetzung: WV Stahl

Regelwerke in Deutschland und Europa

In Deutschland stellt der Immissionsschutz hohe Anforderungen an den Betrieb der Anlagen der Stahlindustrie. Das Bundesimmissionsschutzgesetz und untergeordnete Verordnungen und Verwaltungsvorschriften bündeln diese Anforderungen und befinden sich in ständiger Erneuerung, um insbesondere neue europäische Vorgaben umzusetzen. Europäischen Vorgaben wie die Industrieemissions-Richtlinie und die Schlussfolgerungen zu besten verfügbaren Techniken (BVT) zielen direkt auf die industriellen Anlagen der Stahlindustrie. Die Luftqualitätsrichtlinie, die europaweit verbindliche geltende Vorgaben für die Luftqualität festlegt und die NEC-Richtlinie (National Emissions Ceilings), die jedem EU-Staat zeitlich abgestufte Verpflichtungen zur Emissionsreduktion auferlegt, üben indirekt hohen Druck für emissionsmindernde Maßnahmen aus. Neue Erkenntnisse zur Wirkung, Bildung, Verteilung und messtechnischen Erkennung von Stoffen verstärken diesen Druck.

Die Bundesregierung hat außerdem das Nationale Luftreinhalteprogramm herausgegeben. Bedeutend sind in diesem Bereich u. a. die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) und die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft, kurz TA Luft.

Positionen der Stahlindustrie

Die Stahlindustrie hebt immer wieder hervor, dass die Anforderungen an die Luftreinhaltung praxistauglich und durch die Betreiber der Anlagen der Stahlindustrie angemessen erfüllbar sein müssen. Darüber hinaus muss die Genehmigungsfähigkeit von Anlagen und Anlagenänderungen mit einem angemessenen Aufwand sichergestellt sein. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl setzt sich auf politischer Ebene dafür ein.

Saubere Luft zu atmen, ist für jeden Menschen ein grundlegendes Bedürfnis, schlicht überlebenswichtig. Die Stahlindustrie sieht die Luftreinhaltung als anspruchsvolle und auch verantwortungsvolle Aufgabe an.

Über die Autorin: Dr. Wiebke Sanders ist Mitarbeiterin im Bereich Kommunikation der Wirtschaftsvereinigung Stahl