Die Stahlindustrie in der Energiekrise
Die Stahlindustrie in Deutschland ist massiv von den explodierenden Energiepreisen betroffen. Der Energiekostenanstieg gefährdet den Einstieg in die Transformation und die Wettbewerbsfähigkeit des Stahlstandorts, insbesondere der Elektrostahlproduktion. Das stahl-online.de-Dossier umfasst Daten und Fakten zur Energiesituation im Stahlbereich und Vorschläge der Stahlindustrie in Deutschland zur Bewältigung der Energiekrise.
Maßnahmen zur Bewältigung der Energiekrise
Um eine einschneidende Deindustrialisierung in unserem Land zu verhindern, muss durch geeignete politische Maßnahmen schnell und entschieden gegengesteuert werden:
- Energiepreise schnell senken
- Empfehlung zur Gaspreisdeckelung umsetzen
- Wirksame Strompreisbremse einführen
- Europäische Grundlagen schaffen
- Zielkorridore für künftige Gas-, Strom- und Wasserstoffpreise beschreiben
- Energieangebot ausweiten
- Energiesteuern reduzieren
- Energiekrise im Fit-for-55-Programm der EU berücksichtigen
Was genau hinter den einzelnen Punkten steckt, lesen Sie im „Brief an die Politik der WV Stahl zur Energiekostenkrise“.
Strom und Gas in der Stahlindustrie
Die Stahlindustrie ist auf eine verlässliche und bezahlbare Versorgung mit Strom und Gas angewiesen. Gegenwärtig liegen die Strom- und Erdgaspreise in Deutschland und Europa um ein Mehrfaches höher als in den USA und auch in Asien, was eine massive Belastung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen darstellt. Die etwa 8 Milliarden Euro Mehrkosten für die Stahlindustrie in Deutschland entsprechen rund 20 Prozent ihres Branchenumsatzes im Durchschnitt der vergangenen Jahre.
Die aktuellen Belastungen für die Grundstoffindustrien gefährden die industrielle Basis, die Deutschlands wirtschaftliche Stärke ganz wesentlich trägt. Darüber hinaus trifft die Energiekrise die Stahlunternehmen in einer Zeit, in der sie alle finanzielle Kraft und Unterstützung für die anstehende grüne Transformation brauchen.
Erdgas in der Stahlindustrie
Die Stahlindustrie in Deutschland verbraucht 2,1 Mrd. m3 Erdgas pro Jahr. Diese Menge macht 8 Prozent (Endenergie) bzw. 6 Prozent (Primärenergie) des industriellen Bedarfs aus. Sie entspricht etwa dem Bedarf der Bevölkerung von Berlin und München zusammen. Ohne ausreichende Erdgasmengen sind sowohl die Rohstahlherstellung als auch die Stahlweiterverarbeitung unmöglich. Erdgas wird in der Stahlindustrie im Wesentlichen zur Erzeugung von Prozesswärme eingesetzt, beispielsweise zur Heißwinderzeugung am Hochofen, Unterfeuerung der Kokereien, zum Trocknen und Vorwärmen von Transportgefäßen, in Wiedererwärmungsöfen in den Walzwerken, in Wärmebehandlungsöfen, zur Oberflächenbehandlung, sowie auch aus sicherheitstechnischen Gründen zur Stützfeuerung oder in Sicherheitseinrichtungen wie Fackeln. Rund 30 Prozent des Erdgases werden in der Rohstahlerzeugung und 50 Prozent in den Walzanlagen eingesetzt. Rund 20 Prozent entfallen auf Hilfs- und Nebenbetriebe. Kurzfristig ist Erdgas in diesen Prozessen kaum ersetzbar. Für eine generelle Umstellung auf Wasserstoff oder, wo möglich, Induktion, stehen die Brennertechnologien noch nicht zur Verfügung. Zudem wären erhebliche Umbauten, neue Genehmigungen und Netzanschlüsse erforderlich. Bei einer Erdgasrationierung wären daher Produktionsabschaltungen unvermeidbar. Die Risiken einer über ein bestimmtes Maß an Flexibilität hinausgehenden Produktionsreduzierung infolge einer akuten Gasmangellage wären schwerwiegend: Es drohen Anlagenschäden und massive negative Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette.
Strombedarf der Stahlindustrie: Heute und 2030
Der Strombedarf der Stahlindustrie in Deutschland liegt bei insgesamt 25 TWh. Rund die Hälfte ihres Bedarfs deckt die Stahlindustrie in Deutschland über die Eigenstromerzeugung (Kuppelenergieverstromung in Verbundkraftwerken, Hochofengas-Entspannungsturbinen, Abhitzedampfnutzung von Kühlsystemen zur Stromerzeugung). Den Rest bezieht sie aus dem öffentlichen Netz oder von externen Industrie Verbundkraftwerken. Die Eigenstromerzeugung ist jedoch mit dem Betrieb von Hochöfen möglich, die im Zuge der Transformation zur Klimaneutralität nach und nach aus dem Betrieb gehen werden.
Durch die Transformation entsteht – direkt und für den Einsatz der Wasserstoffelektrolyse – ein grüner Mehrstrombedarf von bis zu ca. 45 TWh bis 2030.
Medieninformationen
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31. Oktober 2022 | medieninformation
Gaskommission legt Abschlussbericht vor: Der Energiekrise schnell und unbürokratisch begegnen
Die von der Bundesregierung eingesetzte „ExpertInnenkommission Erdgas und Wärme“ hat am 31. Oktober ihren Abschlussbericht vorgelegt. Die WV Stahl fordert Begrenzungen der Gas- und Strompreise so umsetzen, dass Entlastungen für die energieintensiven Industrien schnell, unbürokratisch und in ausreichendem Umfang erfolgen können.
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10. Oktober 2022 | medieninformation
Gaskommission legt erste Empfehlungen vor: Erster Schritt zur Krisenbewältigung. Schnelle Umsetzung durch die Bundesregierung notwendig
Die von der Bundesregierung eingesetzte „ExpertInnenkommission Erdgas und Wärme“ hat am 10. Oktober erste Empfehlungen zur Eindämmung der Energiekrise vorgelegt. Dazu Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Der Vorschlag der ExpertInnenkommission, die Gaspreise ab 2023 auch für die Industrie für einen Basisverbrauch zu begrenzen, ist für die Unternehmen ein wichtiger Baustein, um die schwere […]
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29. September 2022 | medieninformation
Bundesregierung kündigt Preisbremse für Strom und Gas an: Maßnahmen gegen Energiekrise jetzt schnell umsetzen
Die angekündigte Energiepreisbremse unter Einschluss der Industrie ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jetzt kommt es vor allem auf Schnelligkeit und Wirksamkeit an.
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29. September 2022 | medieninformation
Maßnahmenplan zur Energiepreiskrise: Schäden an der industriellen Basis verhindern
Zum EU-Energieministerrat fordert die WV Stahl ein schnelles Handeln zur Überbrückung der Krise.
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15. August 2022 | medieninformation
Gas-Umlage auf 2,4 Cent festgelegt – Stahlindustrie: Gas-Umlage führt zu jährlichen Mehrkosten von 500 Millionen Euro
Die Trading Hub Europe GmbH hat am 15. August 2022 die Höhe der ab Oktober in Kraft tretenden Gas-Umlage bekanntgegeben. Diese beträgt 2,419 Cent je Kilowattstunde. Dazu erklärt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Die Gas-Umlage vergrößert den bereits durch die extremen Preissteigerungen auf den Energiemärkten bestehenden Kostendruck auf die Stahlindustrie weiter erheblich. Wettbewerbsfähige […]
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11. August 2022 | medieninformation
EID: Gasumlagen lassen Energiekosten aus dem Ruder laufen
Presseinformation der Energieintensiven Industrien in Deutschland Die Energieintensiven Industrien in Deutschland (EID) machen sich große Sorgen um ihre Zukunft am Standort Deutschland. Sie sind für ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit auf bezahlbare Energie angewiesen. Seit Monaten steigt der Druck auf die Unternehmen durch die drastischen Preissteigerungen für Strom, Gas und andere Energieträger. Die beschlossene Gasumlage verstärkt dies […]
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5. August 2022 | medieninformation
Kabinettsbeschluss zur Gas-Umlage: Mehrkosten dürfen nicht zu einer existentiellen Bedrohung für die Stahlindustrie führen
Das Bundeskabinett hat am 4. August 2022 eine Verordnung für eine Gas-Umlage auf den Weg gebracht. Dazu erklärt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl: „Die extremen Preissteigerungen auf den Energiemärkten setzen die Stahlindustrie in Deutschland schon seit einiger Zeit erheblich unter Druck. Eine hohe Gas-Umlage würde die Wettbewerbsfähigkeit der Branche und auch die stahlbasierten […]
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22. März 2022 | medieninformation
Stahlindustrie warnt vor den Folgen eines Erdgasembargos für die Versorgung mit Industriegütern
Ein unmittelbarer Importstopp von russischem Gas würde daher nicht nur zu Produktionsstillständen in der Stahlindustrie, sondern auch zu einem Einbruch der Industrieproduktion in Deutschland und der EU führen.
Meldungen
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18. Oktober 2022 | meldung
Umfrage: Sorge um Industriestandort weit verbreitet
Die Bevölkerung macht sich Sorgen um den Industriestandort Deutschland, ist jedoch auch bereit weiterhin Energie zu sparen. Dies hat das Meinungsforschungsinstitut Kantar Public in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden.