WV Stahl

Kreislaufwirtschaft mit Stahl

Klimaneutralität bis 2050. Dieses Ziel hat die Europäische Union im Green Deal formuliert. Die Stahlindustrie will ihren Beitrag zum Green Deal leisten: durch eine Transformation der Primärstahlerzeugung, höchstmöglichen Einsatz von Sekundärrohstoffen in der Produktion, Innovationen und Weiterentwicklungen der Stahlsorten – und eine effiziente Circular Economy.

Neben einer geeigneten Klimapolitik erfordert dies eine Industriepolitik auf Grundlage einer nachhaltigen Kreislaufführung. Doch aufgrund rechtlicher und politischer Barrieren können die Stahlunternehmen ihre Potenziale nicht voll ausschöpfen. Es fehlen die notwendigen Rahmenbedingungen.

Circular Economy bedeutet, Produkte und Werkstoffe, Energien und Ressourcen, aber auch Abfälle und Reststoffe nachhaltig und so lange wie möglich zu nutzen, weiter- bzw. wiederzuverwenden und/oder zu recyceln. Stahl bringt hierfür die besten Eigenschaften mit. Er ist magnetisch und gut sortierbar. Mehr noch: Als Bestandteil von Anlagen, Maschinen und Werkzeugen trägt er zu Technologien des Umweltschutzes in anderen Sektoren bei. Stahl macht viele andere Werkstoffkreisläufe überhaupt erst möglich und nimmt somit eine „Enabler“-Rolle ein. Stahl aus Europa und Circular Economy sind somit unverzichtbar für den Green Deal.

Circular Economy mit Stahl – Potenziale nutzen

Im Green Deal der EU ist ein neuer Aktionsplan zur Circular Economy vorgesehen. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl unterstützt dies, denn die Stahlindustrie ist gut vorbereitet. Auch in der Circular Economy sind ökonomische Rahmenbedingungen von grundlegender Bedeutung. Die europäische Stahlindustrie muss sich künftig weiterhin im internationalen Wettbewerb behaupten. Es ist daher zu begrüßen, dass die EU-Kommission die Schaffung von Leitmärkten für klimaneutrale und kreislauforientierte Produkte vorsieht. Die baldige Etablierung solcher Märkte ist für die Transformation der Stahlbranche von elementarer Bedeutung.

So wie die Natur seit Jahrmillionen in ihren Stoffkreisläufen funktioniert, wird eine Umstellung der Gesellschaft in Richtung der Circular Economy erfolgen müssen – das gilt für alle, ob Industrie oder Individuum. Es kommt nun darauf an, die Chancen rasch zu nutzen und die geeigneten Rahmenbedingungen zügig zu setzen. Aufgrund seiner aufgezeigten Vorteile ist Stahl bereits heute Bestandteil der aufkommenden Circular Economy, hierzu zählen insbesondere die stark ausgeprägten Kreislaufstrukturen in Deutschland. Um die Potenziale für die Circular Economy richtig auszuspielen, bedarf es jedoch der geeigneten politischen Rahmenbedingungen. Der Übergang von einer Linear- zu einer Kreislaufwirtschaft kann nur mit einer starken Stahlindustrie in Deutschland und Europa gelingen, deren internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden muss.

Wichtig ist, dass die hohe Bedeutung der Circular Economy im Rahmen der Klimapolitik auch entsprechend berücksichtigt wird:

  • Es muss der gesamte Lebenszyklus von Produkten und den darin verwendeten Werkstoffen ökobilanziell berücksichtigt werden. Lebenszyklusanalyse und 4R-Konzept müssen etabliert werden. Ökodesignvorgaben sind anzupassen.
  • Wenn Werkstoffe am Ende einer Produktlebensphase erneut verwendet oder recycelt werden, hat das großen Einfluss auf die Ökobilanz und die werkstoffspezifischen Umweltauswirkungen wie den Ressourcenverbrauch und klimarelevante Emissionen. Ökobilanzen müssen in die Produktentwicklung integriert werden.
  • Ökodesignvorgaben beschränken sich bisher nur auf energieverbrauchsrelevante Produkte. Sie müssen auf andere Produktbereiche erweitert werden.
  • Die Öffentliche Beschaffung muss nachhaltiger werden. Langlebige, reparierbare und recycelte oder recycelfähige Produkte bzw. Materialien sollten bei der Vergabe bevorzugt werden.
  • Im Bauwesen müssen mineralische Ersatzbaustoffe favorisiert werden. Für ihre Verwendung sind Rechtssicherheit und einheitliche Vorgaben im Sinne von Circular Economy notwendig – und das auf Bundes- oder sogar EU-Ebene. In der technischen und produktbezogenen Normung sind Nachhaltigkeit und Circular Economy bindend zu verankern. Ökobilanzen müssen stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein, einschließlich sozialer und ökonomischer Aspekte.
  • Konsumenten brauchen Orientierungshilfen für Kaufentscheidungen. Es müssen Produktkennzeichnungen eingeführt werden, die Aussagen über die Umweltverträglichkeit inklusive Recycling liefern.
  • Die Verfügbarkeit von Schrott muss gefördert werden, die Verwendung von Instrumenten wie Qualitätsanforderungen oder ggf. Quoten muss diskutiert werden.
  • Forschung und Entwicklung müssen unterstützt und eine – nachhaltige – Finanzierung sichergestellt werden.

Beitragsbild: istock.com/HS3RUS

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