Förderprogramme für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie
Auf dem Weg in eine klimaneutrale Wirtschaft 2050 kommt der Stahlindustrie eine Schlüsselrolle zu. Da ein gewichtiger Teil der industriellen CO2-Emissionen bei der Stahlerzeugung über die Hochofen-Konverter-Route entsteht, ließe sich durch den Einsatz klimafreundlicher Technologien eine enorme Klimaschutz-Wirkung erzielen. Hierzu sind verschiedene Möglichkeiten, von der direkten Vermeidung von CO2 im Produktionsprozess (Carbon Direct Avoidance CDA) über die chemische Weiterverarbeitung des anfallenden CO2 (Carbon Capture and Usage CCU), bis hin zur Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) bekannt und verfügbar. Sie müssen jetzt schnell in Demonstrations- und Pilotverfahren auf ihre industrielle Umsetzbarkeit erforscht werden. Weitere Potenziale für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz bietet zudem eine noch stärkere Ausrichtung zur Kreislaufwirtschaft.
Förderung für Investitionen und Betriebskosten erforderlich
Die Umstellung auf grüne Produktionsverfahren ist für die Stahlunternehmen mit massiven Investitionen verbunden. Für die Standorte in Deutschland belaufen sich diese bis 2050 auf rund 30 Milliarden Euro. Hinzu kommen deutlich höhere Betriebskosten für klimafreundliche Verfahren. Daher benötigt die Transformation eine vollumfängliche Förderung der Investitionskosten und der Betriebsmehrkosten bei großtechnischer Umsetzung. Von staatlicher Seite bestehen hierfür europäische und nationale Förderprogramme oder befinden sich im Aufbau, für die sich Stahlunternehmen bewerben können.
Förderprogramme müssen besser vernetzt werden
Dazu zählen der Innovationsfonds, das 9. EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon Europe“, das für die Stahlindustrie einen Schwerpunkt mit der Partnerschaft „Clean Steel“ hat, Important Projects of Common European Interest (IPCEI), Reallabore der Energiewende, Vermeidung klimarelevanter Prozessemissionen in der Industrie (KlimPro) sowie Dekarbonisierung in der Industrie. Für die Stahlindustrie in Deutschland sind die Fördermöglichkeiten ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Damit die Transformation tatsächlich gelingt, müssen die staatlichen Fördervolumina jedoch deutlich aufgestockt werden. Nicht nur die Kapitalkosten für die Umstellung, sondern auch die dann anfallenden zusätzlichen Betriebskosten im Vergleich zu herkömmlicher Stahlproduktion sind zu tragen. Die WV Stahl setzt sich auch dafür ein, dass die Förderprogramme besser miteinander synchronisiert werden.
Wichtig ist zudem, dass Stahlunternehmen in Deutschland im ETS-Innovationsfonds, mit dem die Implementierung und Demonstration einer CO2-armen Stahlproduktion unterstützt werden soll, Fördermittel beantragen und erhalten können. Dazu zählt, dass Unternehmen bei Nutzen dieses Programms zusätzliche Finanzmittel anderer Förderprogramme („Sequencing“) erhalten können. Beim 9. EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation und der Erreichung der Partnerschaft „Clean Steel“ sollte Deutschland mindestens im Verhältnis seines Anteils an der EU-Stahlproduktion beteiligt werden.
IPCEI sind Projekte von strategischem Interesse mit Finanzierung durch Mitgliedstaaten. Neben dem beantragten IPCEI zu Wasserstoff bedarf es dazu auch eines IPCEI für „Low Carbon Industries“ zur Stärkung der Wertschöpfungskette mit Stahl. Wichtig ist hier die rechtliche Klarstellung, so dass nicht nur Forschung förderfähig wird, sondern auch die Markteinführung im industriellen Maßstab.